Rückblick auf die Zusammenkunft in Rotterdam über ‘Persephone’

20-10-2017 Buchbesprechung von Lieke van der Ree

Die Frage ,Was ist Denken und wie lernt man es?’ lag in den zurückliegenden sechs Jahren den Zusammenkünften mit Mieke Mosmuller in Rotterdam zugrunde.

Nun, im Frühling 2017, gehen wir einen Schritt weiter und stellen die Frage: ,Wie schaffen wir die Verbindung zwischen dem Denken und der Welt der Sinne?’

Mieke sagt hierüber: ,Diese Frage können wir Persephone stellen’.

Aber wer ist Persephone, und wie können wir uns ihr nähern?

Persephone ist der griechische Name für die Göttin Natura. In alten Zeiten nahm der Mensch sie wahr, wenn er auf die ihn umgebende Natur schaute. In der griechischen Mythologie wird erzählt, dass Persephone vom Gott der Unterwelt geraubt wurde. Persephone ist für die Oberwelt des menschlichen Bewusstseins dann nicht mehr zu sehen. Die alte Hellsichtigkeit geht zu Ende.

Als Christus auf die Erde kommt, ist dies ein Punkt der Umkehr. Eine neue Zeit bricht an, in der das Göttliche nicht außerhalb, sondern im Menschen gefunden werden kann. Der Glaube wird die wichtige Kraft, durch die das Göttliche erlebbar wird.

Persephone
Persephone - Natura. Die Ãœberwindung der Maja
, Mieke Mosmuller, Occident 2017

Bei den Lehrern von Chartres können wir diesen Glauben erleben, aber sie haben auch noch einen letzten Rest des Wissens von der Göttin Natura, die für sie immer weniger zu schauen ist. Schmerzlich ist es für sie, dass der Mensch das Vermögen verliert, das Lebendige, Leuchtende, Wesentliche in der Natur zu erleben.

Diese Lehrer sehen eine Zukunft voraus, in der das Wissen abstrakt und tot sein wird. Wir können vom Standpunkt unserer Zeit aus sehen, dass sie Recht bekommen haben. Die Folgen dessen im Umgang mit der Natur sind deutlich sichtbar. Das allgemeine Bewusstsein ist gegenwärtig, dass wir in einer geistlosen, materiellen Welt leben und dass unser Denken Schein ist.

Das große Geschenk, dass die Menschheit am Ende des neunzehnten Jahrhunderts bekommen hat, ist, dass Rudolf Steiner durch sein geisteswissenschaftliches Werk nicht nur deutlich gemacht hat, wie dies kommt, sondern auch, dass es einen Weg gibt, wieder in die wahre, lebendige Wirklichkeit zu kommen.

Und das große Glück für uns ist, dass Mieke Mosmuller uns in den Seminaren und in ihrem neuen Buch ,Persephone’ auf diesen Weg mitnimmt.

Rudolf Steiner sagt, dass wir in eine falsche ,Erkenntnisposition’ gekommen sind.

Wir richten den Blick hauptsächlich nach außen und sehen da feste Formen, aber Persephone, den Geist in der Natur, erleben wir nicht.

Wir müssen den Blick umkehren und auf unsere ,flüssigen Gedanken’ richten, dahin, wo die Bewegung ist. Das ist die richtige ,Erkenntnisposition’. Wir können lernen, das Denken anzuschauen: wie der eine Begriff mit dem anderen verbunden ist, wie sie zusammen fließen, wie der eine sich aus dem anderen entwickeln kann. Wenn wir dann versuchen, die Kraft dieses Denkens Schritt für Schritt über unsere Vorstellungswelt bis zur Welt der Sinne mitzunehmen, beginnen wir vorsichtig, ein lebendiges Gebiet zwischen Außen- und Innenwelt, zwischen der Welt der Sinne und der Welt des Geistes, gewahrzuwerden.

Am 10. und 11. März haben wir eine Inspiration bekommen, diesen Weg zu gehen. Und für jeden, der dies will, enthält das neue Buch eine großartige, ausführliche Beschreibung dieses Weges, sodass man ihn weiter üben kann.