Impression vom Himmelfahrtsseminar im Kiental (25.-28. Mai 2017)
03-02-2018 Artikel von Lieke van der ReeAm Morgen von Himmelfahrt kamen 35 Teilnehmer aus der Schweiz, Deutschland und den Niederlanden gemeinsam mit Mieke und Jos Mosmuller im Kreis des großen Raumes des allmählich so vertrauten Parzivalhauses im Kiental im Berner Oberland zusammen. Durch die vielen Fenster waren die umgebenden Berge mit ihren leicht beschneiten Gipfeln zu sehen. Die Atmosphäre war hell und sonnig.
In ihren einführenden Worten erinnerte Mieke an das allererste Seminar an diesem Ort im August 2012. Dann legte sie uns ebenfalls zu Beginn des Seminars ans Herz, unseren kritisierenden Verstand nicht im Kontakt miteinander einzusetzen.
”Wir müssen unseren ,Verstandes-Hut’ absetzen können, wenn wir eine spirituelle Gemeinschaft werden wollen. Und wenn wir mit den Hierarchien zusammen sein wollen, müssen unser Gemüt und unser Wille jubeln! Nur dann können wir uns miteinander erheben. „Die höchste Kunst ist die soziale Kunst”, so Mieke, ”und die dafür nötige Moralität lebt in unserem dreifachen Ich.”
Es soll unser Streben in diesen vier Tagen sein, uns den erhabenen Wesen der ersten Hierarchie zu nähern, indem wir ihre Wirkung in unserem dreifachen Ich kennenlernen: Die Throne, die unser Ich gnadevoll tragen, die Cherubim, die unserem Ich das Lebensgefühl geben, und die Seraphim, die unser Ich leuchten lassen, wodurch wir schauen können.
Unter Mieke Mosmullers beseligender Leitung meditieren wir den Satz ,Im strahlenden Lichte lebt strömende Weisheit’. Wir versuchen, den Satz zu denken, zu fühlen, der Satz zu werden.
Dann wird, was zuerst Worte sind, die Wirklichkeit, nach der wir uns so sehnen.
Mieke erzählt von dem ,Herzensgrund’, es kommt auf das Gebiet des Herzens an, wo der Wille wohnt. Diesen Willen, wo die Keimkraft des Geistes lebt und wir uns selbst als geistige Wesen fühlen, suchen wir, um darin geistig leben zu lernen.
Wir singen auch davon: ,In meines Herzens Grunde, dein Nam’ und Kreuz allein’ von J. S. Bach.
Es ist schön, zu erleben, dass die Weihnachtsmeditation von 2015/2016 über die Hierarchien, die Marias Burg für Christus bilden, während dieses Seminars wieder eine Vertiefung erhält. Mieke erzählte damals schon von Dionysius Areopagita, der die Throne eigentlich Gottesträger nannte. Wir begegnen dem nun wieder in der Meditation des dreifachen Ich und vertiefen deren Erleben.
Auch die Cherubim, von denen Mieke im Anschluss an Raimundus Lullus früher schon schrieb, dass sie die Wahrheit sind, dürfen wir tastend in der Wirkung unseres ,Gewissens’ suchen. Am Mittag, an dem wir dies übten, brach ein beeindruckendes Unwetter los. Donner und Blitze forderten Andacht dafür, dass die hohen Hierarchien auch in der Natur wirken.
Seraphim
Von der allerhöchsten Hierarchie, den Seraphim, wussten wir von Mieke schon (,Der Himmel auf Erden’), dass Alanus ab Insulis von ihnen als ,in der ewigen liebevollen, feurigen Anbetung Gottes lebend’ sprach.
Wir vertiefen dies während dieses Seminars und beginnen zu erfahren, dass die Seraphim die flammende Begeisterung sind, der Enthusiasmus für die Geistesaktivität. Sie sorgen für das Licht, durch das geistig geschaut werden kann. Angelus Silesius sagt es so schön:
,Gott wohnt in einem Licht
Zu dem die Bahn gebricht:
Wer es nicht selber wird
Der sieht ihn ewig nicht.’
Die Seraphim stärken uns, indem sie uns Schicksalsprüfungen, das Karma, auferlegen. Wer ,Ja’ zu den Schlägen seines Lebensschicksals sagt, sagt ,Ja’ zu den Seraphim, die wissen, was nötig ist, um den neuen Menschen in uns zur Geburt kommen zu lassen.
Wenn unser Wille mit ihnen verbunden bleibt, kann nach durchgestandenem Leid der Jubel entstehen, von dem Mieke zu Beginn des Seminars sprach. Und zusammen mit der Anbetung der Seraphim kann unser ,Heilig, heilig, heilig’ dann zum allerhöchsten Gott aufsteigen.
Das großartige ,Sanctus’ von Franz Schubert: ,Heilig, heilig, heilig ist der Herr. Heilig, heilig, heilig, ist nur Er’, konnten wir dank Simon Junges musikalisch feinfühliger Art zu dirigieren, immer wieder etwas schöner vierstimmig singen. An jedem Tag sangen wir viermal, jeweils den Morgen und das Mittagsprogramm umrahmend.
In einem kleinen Aufsatz wie diesem kann der erhabene Inhalt eines Seminars über die Hierarchien natürlich nur kurz berührt werden. Zum Glück werden bei Occident wieder Bücher erscheinen, in denen alle drei Seminare über die neun Hierarchien beschrieben werden. Das wird gewiss ein wichtiges Werk für jeden, der die Wirkung der Hierarchien im menschlichen Denken, Fühlen und Wollen kennenlernen will. Der Weg ist nicht einfach, es kommt auf die Verstärkung unseres Denkens, die Läuterung unseres Gefühls, auf den Einsatz unserer Willenskraft an. Mieke zitiert Angelus Silesius:
,Gott, der die Welt gemacht und wieder kann zunichten Kann nicht ohn’ meinen Will’n die Neugeburt ausrichten.’