Ansprache Jos über den Michael Impuls, Kiental 2019

07-11-2023 Artikel von Jos Mosmuller

Heute möchte ich einiges über den Erzengel Michael und seine Entwicklung durch die Geschichte hindurch erzählen. Wenn man im Internet über die Geschichte von Michael nachforscht, und sich dann alles anschaut, kann man sehr viele Sachen über ihn finden, aber man kommt doch noch immer am weitesten und tiefsten in das Mysterium von Michael hinein, wenn man zu Rate geht bei Rudolf Steiner. Und man erfährt dann doch – das habe ich während meiner Untersuchungen wirklich empfunden – eine große Dankbarkeit für das, was Rudolf Steiner uns alles gebracht hat. Ohne ihn wüssten wir wirklich nichts von den spirituellen Hintergründen des Weltgeschehens und der Geschichte. Wir können diese Hintergründe durchschauen, weil Rudolf Steiner uns informiert hat über die großen Weltenströmungen, die zu der Bewusstseinsseelenzeit, die sich jetzt in unserer Zeit seit dem fünfzehnten Jahrhundert entwickelt, geführt hat. Ohne Steiner wäre es überhaupt nicht möglich, darüber zu einem Verständnis zu kommen. Also, das möchte ich vorausgehen lassen.


Man muss erkennen, dass die äußere Wissenschaft, die Politiker, und die äußeren Institutionen von diesen geistigen Hintergründen gar nichts wissen oder wissen wollen, und nur auf die äußerlichen und materiellen Bedingungen reagieren.

Wir kennen alle den Feiertag Michaels, derauf den 29. September fällt. Die Michaelszeit im Jahresverlauf fängt eigentlich schon am Ende des Sommers an.
Im Monat August zelteten wir früher öfters mit den Kindern auf Campingplätzen in Frankreich, in sehr schönem, weitem Land, und dann sah man Ende August am offenen blauen Himmel die Sternschnuppen mit ihrem leuchtenden Feuer- schweif, die dann am späten Nachmittag und am Abend sehr gut zu sehen und zu verfolgen waren, mit großer Geschwin- digkeit durch die Luft sausen.

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Dieser Meteorregen ist das Zeichen Michaels, wissen wir von Rudolf Steiner. Es ist sogar die Waffe Michaels, worin sich das Meteoreisen befindet, das auch in der Homöopathie und in der Anthroposophischen Medizin wegen seiner Ich-stärkenden und Angst überwindenden Kraft benutzt wird. Man kann es das Schwert oder die Lanze Michaels nennen. Man kann es auch als das Schwert gegen den Materialismus betrachten. Jedes Jahr geht dieses Meteoren-Schwert durch den Kosmos hindurch, und wirkt sehr stark auf die Erde ein durch die Meteorsteine, die auf die Erde herunterfallen. Man fragt sich dann, wo in der Geschichte wohl zuerst über Michael gesprochen wurde. In der Bibel, im Buch Deuteronomium, wird erzählt, dass das jüdische Volk durch Michael geführt wurde. Während eines Ärztekurses kamen wir auf die Spiritualisierung des Denkens zu sprechen, und es wurde auch von Michael, seiner Herkunft und seiner Bedeutung für das reine Kraftdenken gesprochen. Von Rudolf Steiner wissen wir, dass Michael schon in der babylonischen Kulturperiode, das ist das dritte Zeitalter, worin die babylonische, chaldäische, ägyptische und altjüdische Kultur abläuft, genannt wird. Er wird da aber mit dem Namen Marduk angedeutet. Marduk ist der Sohn Eas‘, und er ist ein Sonnengott. Am Anfang gab es nur Tiamat, das salzige Wasser und Apsu, das süße Wasser.

Aus ihrer Verbindung entstanden Lachmu und Lachamu, und aus diesen wiederum Ansjar und Kisjar. Ihr Sohn wurde Anu, der oberste Gott. Er lag am Ursprung der Sterne, die wie eine Art von Sterne-Soldaten für ihn das Böse vernichteten.

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Marduk
Im babylonischen Schöpfungsmythos Enuma elisch („Als in der Höhe“) wird erzählt, wie der Gott Apsu versucht, die Göttin Tiamat zu überreden seine Nachkommenschaft umzubringen. Tiamat aber weigert sich. Der Sohn von Anu, Ea, greift hierauf ein und überwindet Apsu. Er bekommt einen Sohn, Marduk. Die Göttin Tiamat sucht Rache für das Töten von Apsu durch Ea. Dann bekommt Marduk, der Sohn Eas‘den Auftrag, Tiamat zu bekämpfen.

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Eabani und Gilgamesh mit dem Himmelstier


Also Marduk (Michael) bekämpfte Tiamat und hat schliesslich gesiegt. Er hat die Welt wie ein Klapptisch geteilt in einen oberenTeil des Kosmos, den Himmel, und in einen unteren Teil, die Erde. Marduk tritt auch auf im Gilgamesh Epos (1800 bis 1595 v. Chr), im Kampf von Gilgamesch und Eabani mit dem Himmelstier. Der Gott Anu hat den Himmelstier nach Uruk auf die Erde geschickt, weil seine Tochter, die Göttin Istar, sich von Gilgamesh zurückgewiesen fühlte. Gilgamesh und Eabani entschliessen sich, den Stier zusammen zu bekämpfen.
Marduk kommt den beiden dabei zu Hilfe.


Weiteres in der Geschichte über Michael hören wir in der alten jüdisch-hebräischenZeit, und das fängt mit Abraham an. Michael war damals das Angesicht von Jahwe.

Abraham hatte das Los, dass er durch die Assyrer in einem Ofen getötet werden sollte. Michael hat aber eingegriffen und das dann vereitelt.

Dann gab es Sarah, die Frau Abrahams, die in das Harem des Philisterkönigs Abimelech aufgenommen wurde. Michael hat dafür gesorgt, dass Sarah an Abraham zurückgegeben wurde.
Michael brachte später die freudige Botschaft, dass die schon sehr bejahrte Sarah Isaak, den Sohn Abrahams, gebären würde.
Michael rettete Lot, einen Cousin Abrahams, aus der untergehenden Stadt Sodom.

Später bekam Abraham von Jahwe den Auftrag, seinen Sohn Isaak zu töten, um ihn aus Liebe zu Jahwe als ein Opfer anzubieten. Im Moment, alser auf dem Berg, wo er Isaak opfern sollte, das Messer hob, kam Michael dazwischen und hielt das Messer zurück. Es war das Zeichen Michaels im Auftrag Jahwes, wodurch Isaak am Leben geblieben ist, und das jüdische Volk sich überhaupt hat weiterentwickeln können. Dann hat man – es ist auch bekannt aus der Bibel – den Streit Jakobs, des Sohnes von Isaak, der mit Michaelhat kämpfen müssen. Das wird da so beschrieben, dass ein Mann mit Jakob gekämpft hat, ein sehr starker Mann, der ihn nicht besiegen konnte, und ihm darum sein Hüftgelenk auskugelte. Der Mann sagte zu ihm: Von nun ab soll dein Name nicht mehr Jakob, sondern Israel lauten, denn du hast mit Gott und den Menschen gekämpft und hast gesiegt.

Jakob hatte 12 Söhne, der jüngste war Benjamin und der zweitjüngste war Josef, der Unterkönig von Ägypten wurde. Die 11 Brüder waren eifersüchtig, weil er Visionen hatte, was im jüdischen Volk nicht üblich war, und der Vater ihnen Josef vorzog.
Die Brüder haben ihn schließlich ausgestoßen und in ein tiefes Loch geworfen. Da fanden ihn herumziehende Beduinenkaufleute, und er ist dann mit den Beduinen nach Ägypten gezogen. Da gab es in Israel eine Frau, Asnath, die Tochter von Dina, die zurückgeblieben war. Michael hat dafür gesorgt, dass diese Frau nicht getötet wurde von den Brüdern Josefs und in Ägypten von Potifera adoptiert, und dann Josef zur Frau gegeben wurde. Das kam auch zustande mit Hilfe von Michael.
Als die Brüder Josefs und deren Vater aufgrund von Hungersnot nach Ägypten zogen, zog auch das ganze Jüdische Volk mit ihnen dahin und blieb da 400 Jahre.

Dann kam die Zeit, dass das Volk wieder aus Ägypten auszog. Es waren Moses und sein Bruder Aaron, die die Reise aus Ägyptenan führten. Michael stand dahinter, er hat den ganzen Exodus des jüdischen Volkes begleitet. Als Moses dann auf die Spitze des Berges Tabor kam – er war der Einzige, der so hoch auf den Berg steigen konnte – hörte er Jahwe sprechen, aber anschauen konnte er ihn nicht, das war auch für die Priester nicht möglich, auch später im Tempel nicht. Nur durch Vermittlung von Michael konnte Moses die Gesetze (die zehn Gebote) bekommen. Als die Juden dann schließlich in Israel ankamen und in Jerusalem den Tempel aufgebaut hatten, dann war esin spiritueller, geistiger Hinsicht so, dass der Erzengel Michael immer oben, hoch auf dem Tempel saß oder stand und das jüdische Volk moralisch begleitet hat. Wenn es Ablenkungen gab, hat Michael immer dafür gesorgt, dass eine Besserunge intrat.

Weiter gibt es in der Geschichte von König Hiskija von Juda im Jahr 701 v. Chr. die Belagerung von Jerusalem durch König Sanherib aus Assyrien. Dieser wollte Jerusalem einnehmen, und als es sehr aussichtslos war, hat Hiskija im Tempel zu Jahwe gebetet, der dann Michael gesendet hat, wodurch Sanherib hat abziehen müssen.

Das sind alles Geschichten, die man in der Bibel finden kann, und die zurückgehen auf den Einfluss von Michael.

Natürlich denkt man auch an die Mohammedaner, an den Islam. Ein einziges Mal wird im Koran über Michael gesprochen, und das ist, wenn Leute gegen alles sind, dann sind sie auch gegen die Engel, auch gegen Gabriel, und auch gegen Michael. Denn es ist so, wenn Leute sündigen, sündigen sie auch gegen Michael.
Im Koran wird er also genannt, die Mohammedaner kennen ihn.

In Deuteronomium, in der Bibel, in der Septuaginta, steht auch geschrieben, dass Jahwe die Länder verteilt hat und ihnen ihren Volksgeist gegeben hat, und dass er das über die Erzengel gemacht hat. Die sieben Erzengel hat er verteilt über verschiedene Länder und Israel bekam Michael als Erzengel, als Volksgeist. Im Anfang waren alle Erzengel gleich, aber da Israel stark bedroht wurde durch die verschiedenen anderen Völker, hat Jahwe es so gemacht, dass Michael der Führer wurde der anderen Erzengel, weil er der Sonnen-Erzengel ist inmitten von den anderen Planetengeistern. Er bekam soviel Einfluss, dass er der Fürst über die anderen wurde, um Israel zu schützen. Damit war dann eigentlich auch gesagt:
Ihr seid das auserwählte Volk.

So hat es weiter gewirkt, auch in der griechisch-römischen Zeit, vor allem in Griechenland, wo der Michaelische Impuls damals sehr stark wirkte.

Wir wissen auch aus Deuteronomium, dass die Erzengel eine Regierung haben mit Regierungsperioden. Wie wir hier einen Präsidenten haben, der 4 oder 6 Jahre über einen Staat regiert, haben die verschiedenen Erzengel ungefähr 350 Jahre die Regierung über die ganze Welt. Die Erzengel sind einem Planeten zugeordnet. Für zum Beispiel Saturn ist der dazugehörige Planetengeist oder Erzengel Oriphiel. Der regiert also 350 Jahre in der Welt und er hat seine Ideen, seine Auffassungen, die gehen in den Menschen hinein. Er inspiriert die Menschen. Die Zeit im Römischen Reich ab Kaiser Augustus ist Oriphiels Zeit. Denken wir an die Cäsaren Tiberius und Nero, dann empfinden wir, dass das schwierige, schwere Zeiten mit viel Gewalt waren. Das ist für eine Saturnzeit immer der Fall.

Ich werde nicht alle Erzengel genau beschreiben, aber wohl nennen: Wir haben Zachariel, der Erzengel gehörend zu Jupiter, dann ist der nächste Erzengel, Samael für Mars, Michael für die Sonnen-Intelligenz, Anael ist die Venus-Intelligenz, Raphael die Merkur-Intelligenz, der Heiler und schließlich Gabriel, der Monden-Erzengel.
In der Zeit von Sokrates, Plato und Aristoteles, in der Zeit der Alexander-Züge, etwa 300 vor Chr. war auch Michael-Zeit. Der Michael-Impuls ist ein starker sonniger Impuls, aber auch ein kosmopolitischer Impuls. Dieser ging von Griechenland aus Richtung Fernost nach India, es war die Strömung des Alexandrismus. Der griechische Impuls war stark kosmisch-spirituell von den Mysterienpriestern geleitet. Diese Zeit wird auch die Hellenistische Periode (334-30 v Chr.) genannt, worin die griechische Kultur auf ihrem Höhepunkt war.
Vorchristlich war es so – was schon im Deuteronomium steht –, dass Michael der Fürst war über die anderen Erzengel. Als dann die Periode von Oriphiel kam, und darauffolgend die anderen, dann hat Michael in diesen Perioden doch seinen Einfluss hineinstrahlen können.
Dann geschieht etwas Besonderes, weil Christus von der Sonne zur Erde herabkommt, das geschieht langsam in großen Perioden.

Michael und die Seinigen müssen dann ansehen, dass der Christus die Sonne verlässt und zur Erde sich begibt. Im Jahr 30 – 33 ist die Christuswesenheit auf Erden anwesend in Jesus von Nazareth, und damit hat sich dann vieles, auch in den Hierarchien geändert. Die vorchristliche Zeit ist anders als die nachchristliche, weilMichael seinen Einfluss verloren hat, nachdem der Christus auf Erden inkarniert war. Christus hat die Sonnen-Intelligenz mitgenommen und den Menschen gegeben. Im Menschen ist seitdem die selbstständige Verstandesqualität waltend, vorher war diese noch sehr stark inspiriert von den Engeln, den Erzengeln. Das war später – in immer geringer werdendemMaße–auch noch so, aber der Mensch bekam die Möglichkeit, selbstständig zu denken. Das ist ein Geschenk des Christuswesens. Das hatte dann zur Folge, dass Michael weniger Macht hatte – Rudolf Steiner beschreibt das sehr schön. Wenn wir die Sonnenflecken sehen – früher gab es sie nicht, die Sonne war eine ganz offene Sonne – dann sehen wir etwas, was entstanden ist dadurch, dass Christus die Sonne verlassen hat. Das wird noch immer mehr zunehmen.
Michael wird von Jahwe vorausgeschickt, um das Mysterium von Golgatha vorzubereiten.
Michael verliert aber seine Macht in Zeiten, in denen andere Erzengel herrschend sind. Wenn also Oriphiel, Samael usw. ihre Perioden haben, muss Michaels Macht ungefähr 6 mal 350 Jahre warten.Also entschloss sich Michael, in der geistigen Welt etwas dagegen zu unternehmen. Er berief ein Konzil ein, um die anderen Erzengel, aber auch die Engel, und die Menschen, die mit Michael verwandt sind, zusammenzubringen zu einer Versammlung in der geistigen Welt. Er will die erneuerte Lage ganz ‚durchsprechen‘, erhellen, ins Bewusstsein bringen. Das geschieht ungefähr im 15. Jahrhundert, als die erste Zusammenkunft der Michaeliten stattfindet.
Das geschieht in Inspirationen. Die Engel, Erzengel und die Menschen bekommen Wissen, was zu geschehen hat. Die Platonischen und die Aristotelischen Menschenseelen haben durch Inspiration von Michael abgemacht, dass sie sich am Ende des 20. Jahrhunderts zusammen inkarnieren würden. Die Platoniker Alanus ab Insulis, Johannes de Silvestres, Bernardus von Chartres und viele andere bringen einen vorchristlichen Impuls mit, noch durch Hellsehen erlangt in Imagination, Inspiration und Intuition. Sie hatten sich vor allem in der Schule von Chartres versammelt als Zisterzienser (1100/1200 nach Chr.) und nahmen noch mal alles durch, was gewesen ist im Altertum, im Griechentum, die Verbindung mit Persephone, was sie dann die Göttin Natura nennen, und die große Lehre von den Hierarchien. Aber sie müssen dann doch zum Schluss kommen, dass das so nicht weitergehen kann, weil das Hellsehen verblasst und die Verstandesperiode anbricht. Die kosmische Intelligenz ist jetzt bei den Menschen.
Dann kommt die zweite Gruppe im 13. Jahrhundert zur Erde, das werden die Dominikaner, die sich betätigen an Klosterschulen und an den Universitäten von Paris und Köln. Das war in der Zeit von Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Reginald von Piperno und vielen anderen, die dann zusammen die Scholastik groß machen und da wird – das ist sehr schön in einem Vortrag von Rudolf Steiner zu finden – das ‚Liniendenken‘ entwickelt. Es wird von Punkt zu Punkt gelernt zu denken. Das sind keine Inspirationen, man muss selber von dem einen Punkt zum anderen zu einem Schluss kommen. Dies hatte einen großen Einfluss auf die Wissenschaft, sodass später diese wissenschaftliche Methode von Galilei, Kopernikus u. A. in der Astronomie, und noch später das Denken von Newton sich entwickeln konnte – durch die Vorarbeit dieser scholastischen Denkweise. Von Albertus Magnus ist bekannt, dass er viel Naturwissenschaft betrieben hat.
Thomas von Aquin wusste sehr gut, welche Möglichkeiten man mit dem Denken hatte. Er hat mit dem Künstler und Philosophen Siger von Brabant, der ein Anhänger von Averroes war, einen großen Streit gehabt. Siger sagte: Die äußere Wissenschaft kann ich gut verstehen, aber wenn ich mich zum Geist wende, dann muss ich Unverständliches denken. Das fand er so schwierig, dass er nicht zugeben wollte, dass das Denken auch im Glauben verständlich bleiben kann. Aber Thomas von Aquin wurde sehr böse, weil er wusste, dass das Denken eine Einheit ist, dass man sowohl äußerlich, als auch innerlich sich mit dem Denken zum Geist erheben kann. Und er wusste auch, dass man in der Zukunft mit dem Denken den Glauben übersteigen wird, aber er durfte das von der Kirche noch nicht lehren.

Wenn wir dann zurückgehen zu der Aufgabe Michaels, dann ist es so, dass seine wichtigste Aufgabe der Kampf um das Ich ist. Denn seine Schule, die er in der geistigen Welt gegründet hatte, hatte auch eine Gegenschule. Unter der Erde waren die Gegenmächte unter der Führung von Ahriman damit beschäftigt Michael zu bekämpften, und Michael sah, dass es zwei Bedrohungen gab. Die erste Bedrohung war, dass die Menschheit zurückfallen könnte in die Verstandes-Gemütsseele, die zur griechisch-römischen Zeit gehörte, und deren Entwicklung bis ungefähr 1500 dauerte.

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Erzengel Michael (Rafael, Rom 1483 - 1520)

In dieser griechisch-römischen Zeit waren noch sehr viele Imaginationen in der Seele, und diese bekam man ganz passiv. Das gehörte zum vorchristlichen Michael-Impuls. Im Nachchristlichen müssen wir selbstständig denken lernen, wenn wir zur Spiritualität kommen wollen. In der Bewusstseinsseele gibt es dann die Spiritualisierung des Denkens. Die größte Gefahr, die zweite Bedrohung war aber die Materialisierung in der Naturwissenschaft, die auch darum drohte, weil man nichts mehr von der geistigen Welt empfunden hat. Es verbreitete sich immer mehr Verstandeskenntnis durch Wahrnehmen mit den Sinnen und darüber nachdenken.Es gab kein spirituelles Verhältnis mehr.
Diese zwei Gefahren waren da.
Ab 1529 bis 1897 war die Zeit von Erzengel Gabriel, in der das erbliche Gehirn des Menschen von ihm so fein bearbeitet wurde, dass das Denken sich auf die physische Sinneswelt lenken konnte.

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Erzengel Gabriel (Fra Angelico, Florence 1400 – 1455)

Es wird möglich, die Naturwissenschaft zu entwickeln durch ein passives aufnehmendes Denken, wofür das erbliche Gehirn die Grundlage bietet.

Im November 1879 brach der wichtige Augenblick an, das beschreibt Rudolf Steiner ganz genau, dass das Michael-Zeitalter wiederum anbricht. Michael fängt an, wieder zu regieren.
Er ist der Erzengel unserer Zeit und hat seither 350 Jahre die Herrschaft. Was ist seine Aufgabe? Er wirkt nun ganz anders als in der griechischen Zeit. Er ist nicht so wie die anderen Erzengel, die die Menschen weiterhin inspirieren, das tut er nicht mehr. Der Mensch muss ihm jetzt selbst seine Gedanken anbieten.
In der heutigen Zeit Michaels soll der Mensch statt passiv zu denken aktiv zu denken anfangen, wodurch Michael direkt in der Seele arbeiten kann.
Rudolf Steiner beschreibt sein sehr ernstes Antlitz. Wenn man zu ihm kommt, gibt es zwei Möglichkeiten:
Er weist es ab, oder er nimmt es an. Das kann man an seiner Gebärde und seinem Antlitz ablesen, schauen.
Michael verlangt in dieser neuen Zeit, dass wir mit unserem Denken, mit unserem Willen, etwas hochbringen zu ihm, womit er etwas anfangen kann. Kann er das, dann gibt er es im Kosmos der Welt weiter. Kann er es nicht, kommt es aus der Erblichkeit, aus der erblichen Anlage, kommt es aus dem Verstand, dann macht er eine abweisende Bewegung. Das ist ein großer Unterschied zu den anderen Erzengeln, die noch immer inspirieren. Es ist wichtig, dass wir das wissen. Michael hat dann auch die Aufgabe, diese Gegenmacht – die Bibel sagt Satan, wir sagen Ahriman, zu bestreiten, zu bekämpfen, und das muss nun gerade mit dieser Spiritualisierung des Denkens geschehen.
Daneben ist es auch sehr wichtig, dass wir wissen, dass Michael ein kosmopolitischer Geist ist. Es ist immer so gewesen – wir wissen das aus Deuteronomium und von Rudolf Steiner –, dass es Volksgeister gibt, er hat einen Kurs gegeben, eine Vortragsreihe über die Volksseelen und -geister. Jedes Volk hat einen eigenen Volksgeist, aber in den Jahren 1914-1918, im Ersten Weltkrieg, da spricht Rudolf Steiner über die Gedanken des amerikanischen Präsidenten Wilson. Damals hat Wilson klar beschrieben, dass jedes Volk, das selbstständig werden möchte, wenn es auch noch so ein kleines Land ist, dass das honoriert werden sollte. Rudolf Steiner betont, das sei gegen den Michael-Geist. Michael ist unterwegs, ein Arche (Im Griechischen ist Arche Singular und Archai Plural) zu werden, was bedeutet, dass er auf die Höhe(das Niveau) von Ahriman kommt, der auch ein Arche ist, wenn auch ein zurückgebliebener Arche. Ahriman hat also viel mehr Macht als die Erzengel. Aber Michael ist fast ein Arche. Das bedeutet, dass er wieder in die Lage kommt, neben Oriphiel, Samael usw. doch seinen Impuls hineinzubringen, auch wenn ein anderer Erzengel regiert. Er hatte diese Macht nicht mehr, nachdem Christus zur Erde gekommen ist, aber jetzt, weil er Arche wird, so wird er seinen Impuls handhaben können. Er hat Arche werden können, weil er statt das Angesicht von Jahwe jetzt das Angesicht von Christus sein darf.
Sein großer Impuls ist also das kosmopolitische Element. Das bedeutet, dass die Volksgeister weniger wichtig werden. Es wird eine neue Menschheit entstehen, das sind die Menschen, die mit Michael mitgehen wollen, und das wird über die ganze Welt gehen.1 Es wird kein Unterschied mehr geben zwischen Mann, Frau, schwarz, weiß. Die Hautfarbe macht nichts aus, auch nicht, wo man wohnt, überall kann man über sein Ich zur Spiritualität und zu Michael kommen2, dann ist man mit ihm verbunden, und wir formen dann über die ganze Welt eine Gesellschaft. Das kosmische Konzil war zuerst inspirativ und um die Zeit Goethes, um 1800, wurde es imaginativ wiederholt. Michael hat Imaginationen gebracht und Goethe hat das dann ‚aufgefangen‘, wie Rudolf Steiner sagt, und ausgedrückt in seinem Märchen. Das Goethe‘sche Märchen ist ein Bild der Schule, die von Michael zusammengerufen wurde, aber dann imaginativ. Neben dem kosmopolitischen Impuls wird auch darüber gesprochen, dass diejenigen, die da versammelt waren, die zukünftigen Anthroposophen werden. Es wurde abgesprochen, sich am Anfang des 20. Jahrhundert um Rudolf Steiner zu versammeln und zusammenzuarbeiten. Die Platoniker würden noch nicht mit dabei sein, erst am Ende des 20. Jahrhunderts würden die Platoniker und Aristoteliker zusammen auf Erden wirksam werden. Die Anthroposophen vom Anfang des Jahrhunderts würden sich dann innerhalb von 100 Jahren neu inkarnieren, um zusammen mit den Platonikern die Anthroposophie in die Welt zu bringen. Rudolf Steiner hat zwei großen Aufgaben beschrieben: Kosmopolitisch arbeiten und Karma erlösen. Also das sind die zwei großen Aufgaben. Die Gefahr ist, dass die Menschen entweder zurückfallen in die Verstandes-Gemütsseele, oder dass sie ahrimanische Bewusstseinsseelen werden. Diese Menschen werden im Verstand so weit sein, dass sie im Intellekt eingeweiht werden. Das sind die Menschen, die Ahriman einweiht, dass sie eine solche Kraft bekommen im Intellekt – also nicht in der Intelligenz, nicht spirituell –, dass sie Gegner Michaels sind. Es ist dann die Aufgabe, das Karma dieser Menschen zu erlösen, mit diesen Menschen doch zu versuchen, sie auf dem Weg zu Michael zu geleiten.
Das sind sehr hohe Aufgaben, aber ich werde dann noch hinweisen auf einen Text von Rudolf Steiner, darin steht etwas Wunderbares. In meiner Jugend sagte mein Vater immer zu uns: Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Nichts ist unmöglich. Das habe ich natürlich immer behalten, er war ein richtiger Kämpfer, ein Geschäftsmann, er ging mit seinem Willen durch dichte Türen und zog über hohe Berge, wenn er etwas wollte, er hat auch viel erreicht. Luzifer und Gabriel spielten dabei aber noch eine starke Rolle. Es wirkte wohl, aber sollte doch noch anders werden.
Aber im Text sagt Rudolf Steiner, dass Michaelisch ist, dass wenn man etwas eingesehen hat, man dabei bleibt, auch wenn man Gegenschläge erlebt. Man versucht zu meditieren, sich zu konzentrieren, versucht anthroposophische Arbeit zu machen – und es geht nicht. Wenn man aber eingesehen hat, dass es richtig ist, sagt Rudolf Steiner, gebe dann nie nach, mache immer weiter, das ganze Leben hindurch.Und wenn es dann doch noch nicht geht, wenn jemand es doch in dieser Inkarnation liegen lassen muss, dann kommt es in der nächsten Inkarnation zurück, und wären es 20 Inkarnationen ... nur weitermachen, immer weitermachen. Das ist Michael.
Die Persönlichkeit kommt von Luzifer aber von unten herauf, und die brauchen wir auch als eine Grundlage, aber sie kann nicht in die geistige Welt hineinkommen, weil diese sie verunreinigt.

In der Zukunft wird die Persönlichkeit von oben erneut inspiriert werden können, um das aufzunehmen, was aus der geistigen Welt herunterfliesst, wenn er sich zuerst zum reinen spirituellen Denken erhoben hat. Das wird der Impuls von Michael sein.
Die Stärke der Menschentaten in der Zukunft wird abhängen vom geistigen Einschlag in den Menschen. Das wird der Übergang sein von der Gabriel-Periode in die neue Michael-Zeit.

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Märchen Goethe, meist besuchter Tempel.

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1 Das ist nicht die Globalisierung, und es sind auch nicht die Sustainable Development Goals (SDG) der Uno (UN), die aus der Erde kommen. Es ist die Verwirklichung dieses kosmopolitischen Impulses, der eine individuelle spirituelle kosmische Brüderlichkeit aus Freiheit gibt.

2 Das ist nicht ähnlich den SDG der Uno, nicht Gender, Rasse usw. Es hat eine ganz andere Bedeutung. Es ist sehr wichtig, das zu unterscheiden!

Literatur:
Rudolf Steiner, Der Michaelimpuls und das Mysterium von Golgatha, 20. Mai 1913, GA 152.
Rudolf Steiner, Die Anthroposophie und das menschliche Gemüt, 27. September bis 1. Oktober 1923, GA 223.